Erlebnis Bernina I - unterwegs auf dem UNESCO Welt-Kulturerbe

St.Moritz-Pontresina-Bernina Ospizio-Poschiavo-Le Prese-Tirano

Die Bernina Strecke gehört zweifellos zu den abwechslungsreichsten, imposantesten und bekanntesten Bahnstrecken der Welt. Auf den einzigartigen 61 Streckenkilometer von St.Moritz nach Tirano werden insgesamt 2`500 Höhenmeter bewältigt, und dies komplett ohne Zahnrad - eine Meisterleistung. Dabei durchfährt der Zug eine malerische Landschaft - eine wunderschöne Reise nicht nur für Eisenbahn Fans...

Ausgangspunkt der Reise ist der neue Bahnhof von St.Moritz
Ausgangspunkt der Reise ist der neue Bahnhof von St.Moritz

950, St.Moritz-Pontresina-Bernina Ospizio-Tirano

Diese herrliche Bahnreise nimmt ihren Anfang in einem der bekanntesten Tourismusdestinationen der Welt, St. Moritz. In dem mondänen Ort, wo Luxus und Lifestyle auf 1`800 Metern Höhe aufeinander treffen, beginnen die Gleise der Bernina-Linie. Jede Stunde wartet am neu umgebauten Bahnhof eine Zugskomposition mit dem Zielort Tirano. Sobald die Gäste von nah und fern einen Platz im Zug gefunden haben, startet die Reise auf einer der interessantesten und abwechslungsreichsten Bahnstrecke überhaupt. 

Einfahrt in Pontresina
Einfahrt in Pontresina

Nun tuckert der rote Zug der RhB hinunter über Celerina in Richtung Pontresina. Unterwegs wird noch ein Zwischenhalt bei der Haltestelle Punt Muragl eingelegt, sofern dies verlangt wird. Nach 10 Minuten Fahrzeit ist das beliebte Feriendorf Pontresina erreicht. Der Alpinismus hat in dieser Ortschaft lange Tradition. Die Erstbesteigung des nahegelegenen Piz Bernina, der übrigens der höchste Berggipfel der Ostalpen ist, führte bereits 1850 dazu, dass Pontresina zu einem beliebten Bergsteiger Ausgangspunkt wurde und dies auch nach wie vor noch ist. 

Die Allegra-Komposition erreicht den schmuken Bahnhof Surovas
Die Allegra-Komposition erreicht den schmuken Bahnhof Surovas

Hier trifft auch die Bernina Strecke mit derjenigen vom Unterengadin aufeinander. Sobald dass der Anschluss von Scuol-Zernez-Samedan (960) abgenommen wurde, geht die Reise weiter. Nun führen die Gleise ins Tal hinein. Unterwegs zieht eine herrliche, von vielen wunderschönen Arven geprägte Landschaft am Fenster vorbei. Der nächste Halt befindet sich in Morteratsch. Der Standort des Bahnhofes wurde seinerzeit so gewählt, dass die Gäste praktisch gleich bei der Gletscherzuge aussteigen können. Heute ist das ewige Eis von der Station nicht einmal mehr zu sehen.

Die Allegra Komposition überfährt die Ova da Bernina, im Hintergrund ist der Morteratschgletscher zu erkennen
Die Allegra Komposition überfährt die Ova da Bernina, im Hintergrund ist der Morteratschgletscher zu erkennen

Um an den Fuss des Gletschers zu gelangen, muss man einen  rund 50 minütigen Fussmarsch auf sich nehmen. Nun beginnt die Strecke an zu steigen. Das Bahntrasse sucht sich nun ihren Weg an der Bergflanke entlang bis zur bekannten Montebello Kurve hoch. Bei dieser 180 Grad Kehre ergibt sich ein imposanter Blick auf das Berninamassiv sowie den Morteratschgletscher. Ein einmaliger Anblick... Aufgrund dieser und noch vielen weiteren einzigartigen Highlights wurde die Bernina-Linie zusammen mit der Albula-Strecke 2008 in das Inventar des UNESCO Welterbes aufgenommen.

Einmalig wie der RhB Zug mit der Landschaft verschmilzt
Einmalig wie der RhB Zug mit der Landschaft verschmilzt

Nun tuckert der Zug parallel zur Passstrasse in Richtung Bernina Suot. Der nächste Halt befindet sich anschliessend in Bernina Diavolezza. Gleich neben dem Bahnhof steht die Talstation der gleichnamigen Luftseilbahn. Die 3`000 Meter hohe Diavolezza, wo man dem ewigen Eis noch näher ist, wurde bereits 1956 mit einer Seilbahn erschlossen. Im gleichen Jahr wurde auch die RhB Haltestelle als Zubringerbahn eingerichtet. Das selbe geschah auch 1962 mit dem Bau der Lagalb Bergbahn.  Nun windet sich das Bahntrasse mit weiteren Kurve hoch in Richtung Berninapass. 

Hochbetrieb auf dem höchstgelegenen RhB Bahnhof
Hochbetrieb auf dem höchstgelegenen RhB Bahnhof

Oben angekommen ist auf der rechten Seite der kleine Lej Nair, also schwarzer See, zu erkennen. Kurze Zeit später erreicht man den weitaus grösseren Lago Bianco, was übersetzt so viel wie weisser See heisst. Zwischen den beiden Gewässern befindet sich die Wasserscheide. Der Ley Nair fliesst über die Donau in das Schwarze Meer, der Lago Bianco über den Po ins Adriatische Meer. Seit 1911 wird das Wasser von den beiden Seen, dessen Namen auf die unterschiedlichen Färbungen zurückgehen, gestaut. Nun schlängelt sich der Zug am linken Ufer entlang bis zum höchsten Punkt der Reise. 

Der Bernina Express schlängelt sich am tiefblauen See entlang
Der Bernina Express schlängelt sich am tiefblauen See entlang

Der Bahnhof von Ospizio Bernina liegt auf 2`253 Meter über Meer und ist damit die höchstgelegene Station der Rhätischen Bahn. Da die Strecke das ganze Jahr über befahren wird und im Winter dementsprechend viel Schnee fallen kann, verbringen in der kalten Jahreszeit mehrere Arbeiter die Nacht hier oben. Wenn`s geschneit hat, starten sie am frühen Morgen von hier aus und befreien mit ihren Schneefräsen die Gleise, so dass für den ersten Kurs alles frei ist. Im Sommer merkt man von all dem nichts, ausser dass die Temperaturen auch im Hochsommer recht bescheiden sind.

Der Alegra Triebzug vor dem malerischen Palü Gletscher
Der Alegra Triebzug vor dem malerischen Palü Gletscher

Weiter führt die Reise am wunderschönen, tiefblau schimmernden Lago Bianco entlang. Unterwegs wird auch die Sprachgrenze überquert. Während im Engadin noch Rätoromanisch gesprochen wird, redet man im Bündner Südtal Val Poschiavo italienisch. Das Eisenbahntrasse schlängelt sich weiter am Ufer entlang bis zum Ende des Sees. Nun wird der Blick frei auf den imposanten Palü Gletscher. Die Berninalinie ist Teil des 384 km langen Schmalspurnetzes der Rhätischen Bahn. Als einzige Schweizer Bahn durchquert sie die Alpen. Nun traversiert die Eisenbahn eine kleinere Geröllhalde, bevor sie am Bahnhof von Alp Grüm einfährt.

Malerisch, die Allegra Komposition bei der Alp Grüm
Malerisch, die Allegra Komposition bei der Alp Grüm

Das Bahnhofsgebäude wurde 1923 erbaut und beherbergt neben dem Wartesaal auch ein Restaurant sowie einige Gästezimmer. Von hier aus geniesst man einen herrliche Ausblick zum Palü Gletscher, dem 3`905  Meter hohen Piz Palü sowie hinunter zur Ebene von Cavaglia. Dort befindet sich dann auch der nächste Halt, zuvor müssen aber noch einige Höhenmeter überwunden werden. Knapp 400 sind es an der Zahl. Diese werden mit mehreren 180 Grad Kurven überwunden. Während der Zug sich am Berghang hinunter windet, ergibt sich für die Fahrgäste ein imposanter Ausblick auf die Bergkulisse. 

Kurzer Halt in Cavaglia
Kurzer Halt in Cavaglia

Auf gut 1`700 Meter befindet sich auf einem Plateau die Station von Cavaglia. Der Namen erinnert an die ehemalige Pferdewechselstation. Nur wenige Meter vom  Bahnhof entfernt, befinden sich die "Töpfe der Riesen", wie die Gletschermühlen von Cavaglia auch genannt werden. Ein Rundgang durch den Gletschergarten mit den bis zu 10 Meter tiefen Gletschermühlen ist auf jeden Fall lohnenswert.  Nachdem mit dem Gegenzug gekreuzt wurde, kann die Reise weiter gehen. Nun wird die Talabfahrt ins 700 Meter tieferliegende Val Poschiavo in Angriff genommen. 

Der RhB Zug sucht sich den Weg hinunter ins Puschlav
Der RhB Zug sucht sich den Weg hinunter ins Puschlav

Der rote Zug der RhB windet sich nun am Berghang entlang. Unterwegs ergibt sich ein einmaliger Ausblick hinunter in das Puschlav mit dem Hauptort Poschiavo sowie dem gleichnamigen See. Dank den Kehrtunnels kommen abwechslungsweise die Gäste auf der linken, dann diejenigen, welche auf der rechten Seite sitzen, in den Genuss dieser Aussicht. Total werden zwischen dem Ospizio Bernina und Tirano 1`824 Meter Höhenunterschied überwunden und dies auf einer Horizontaldistanz von lediglich 22 Kilometern. 

Der Hauptort des Val Poschiavos wird verlassen
Der Hauptort des Val Poschiavos wird verlassen

Auch die Abschnitte mit einem Gefälle von bis zu 70 Promille werden komplett ohne Zahnrad gemeistert, eine einmalige Eisenbahn-Pionierleistung. Nach knapp zwei Stunden Fahrzeit fährt der Zug im Hauptort vom Puschlav ein. Die Einwohner von Poschiavo kamen im Ausland zu Reichtum und errichteten in ihrer Heimat stattliche Bauten im Renaissance-Stil. Diese Palazzi sind heute noch sehr gut erhalten und versprühen der Altstadt den ganz eigenen Charme. Nach einem kurzen Halt wird der südliche Rhb Dreh- und Angelpunkt hinter einem gelassen.

In Le Prese teilen sich die Eisenbahn und der Autoverkehr die Route
In Le Prese teilen sich die Eisenbahn und der Autoverkehr die Route

Das Eisenbahntrasse führt nun parallel zur Passstrasse bis zur kleinen Haltestelle Li Curt. Anschliessend führt die Reise direkt durch die Ortschaft Le Prese. Aufgrund der engen Platzverhältnissen werden die Gleise hier direkt auf die Strasse verlegt. Eine Ampel hält den Strassenverkehr auf, sodass der Weg für die Bahn frei ist. Nun passiert der RhB Zug in gedrosseltem Tempo diese Passage und hält danach bei der Haltestelle Le Prese. Von hier startet auch die PostAuto-Linie 90.701, die über den Berninapass zurück ins Engadin führt. Nun schlängelt sich das Eisenbahntrasse am rechten Ufer des Lago di Poschiavo entlang. 

Die Reise geht vorbei am Lago di Poschiavo
Die Reise geht vorbei am Lago di Poschiavo

Der See wurde durch einen prähistorischen Bergsturz aufgestaut. Eine künstliche Talsperre gibt es nicht. Rund um den See sowie im Raum Le Prese wachsen zahlreiche Bio-Kräuter und Blumen, die von Hand gepflückt, verlesen und in die ganze Schweiz exportiert werden. Nach einem kurzen Halt bei der Station Miralago geht es weiter hinunter in Richtung Italien. Doch zuvor steht noch ein grosses Highlight bevor. Nachdem sich der Zug mit zwei grossen Kurven hinunter in den Bahnhof von Brusio gewunden hat, ist es nicht mehr weit bis zum Kreisviadukt von Brusio.

Ein einzigartiges Bauwerk, das Kreisviadukt von Brusio
Ein einzigartiges Bauwerk, das Kreisviadukt von Brusio

In diesem einmaligen Bauwerk, das wie ein Kehrtunnel im Freien funktioniert, wird die Höhendifferenz mit einer künstlichen Streckenverlängerung auf kleinstem Raum bewältigt. Nach der 180 Grad Schleife fährt der Zug unter der eigenen Brücke hindurch und gelangt so zur kleinen Haltestelle Campascio. Nun ist es nicht mehr weit bis zur letzten und gleichzeitig tiefsten Ortschaft des Puschlavs, Campocologno. Direkt an der italienischen Grenze leben heute noch rund 100 Einwohner. Nach einem kurzen Halt am Grenzbahnhof nimmt der rote Zug den letzten Abschnitt hinunter nach Tirano in Angriff. 

Ein beliebtes Postkartenmotiv, der Bernina Express bei der Einfahrt in Tirano
Ein beliebtes Postkartenmotiv, der Bernina Express bei der Einfahrt in Tirano

Vorbei an Rebbergen und Obstplantagen schlängelt sich die Eisenbahnstrecke in den Veltliner Talboden hinunter. In Tirano angekommen, führt das Bahntrasse mitten auf der Strasse am dichten italienischen Stadtverkehr vorbei zur Piazza della Basilica. Während der Zug einmal quer über den Platz durch den Kreisel fährt, wird der Blick auf die imposante, im 16. Jahrhundert erbauten Wallfahrtskirche Madonna di Tirano frei. Die Basilica ist eines der Wahrzeichen der Stadt und bildet zusammen mit dem Bernina Express im Vordergrund ein beliebtes Foto-Motive.

Einfahrt in Tirano, wo die Gleise der RhB enden
Einfahrt in Tirano, wo die Gleise der RhB enden

Kurze Zeit später fährt die RhB-Komposition im Kopfbahnhof von Tirano ein, welcher auf 429 Meter über Meer liegt und nach 61 Kilometern und über 2'500 bewältigten Höhenmetern den Endpunkt der faszinierenden Bernina-Linie bildet. Der Hauptort des oberen Veltlins lädt nun zum Verweilen ein. Während die Stadt heute mit unzähligen Bars und Restaurants stark vom Toursimus geprägt ist, zeugen die zahlreichen gut erhaltenen Paläste und weitere prunkvolle historische Gebäude vom Reichtum der Stadt, welcher sie seinerzeit durch den Handel von Waren erlangt hat. 

Erlebnis Bernina II, die Gegend auf der Strasse erkunden

Nach einem Aufenthalt in Tirano kann man während den Sommermonaten am Nachmittag mit dem PostAuto von Le Prese über den Berninapass zurück nach Pontresina-Samedan-(St.Moritz) reisen. Somit ergibt sich eine einmalige Rundreise...

Hier geht's zur Reise

Anschlusslinien Ab Tirano:

90.701, (Tirano)-Le Prese-Bernina Pass-Samedan

90.731, Tirano-Lugano 

90.821, Tirano-Bormio-Stilfserjoch-Müstair


Last Update: 10.07.2024

Zuletzt gereist: 10.07.2024